Edith Nathan
Edith Nathan wurde am 4. Februar 1922 in Pforzheim geboren. Sie lebte mit ihren Eltern Alfred und Else sowie den Schwestern Ilse, Ursula und Hannah in der Scheuernstraße 15.
Bedingt durch den Boykott mussten ihre Eltern ihr Geschäft aufgeben, was deren wirtschaftliche Lage erschwete. Ilse und Edith konnten nur bis 1933 die Hildaschule besuchen.
Ilse besuchte noch ein Jahr die Osterfeldschule. Von 1934 bis 1938 absolvierte sie bei der Firma L. S. Mayer eine kaufmännische Ausbildung als Kontoristin. Ilse flüchtete im August 1939 über die Niederlande in die USA. Sie heiratete 1941 Max Hirsen und gründete eine Familie.
Edith war noch bis 1936 Schülerin an der Osterfeldschule und besuchte anschließend die Goldschmiedeschule. 1939 floh sie über Italien nach Chile. Dort lernte sie ihren späteren Mann Jose „Joseph“ Kahn kennen. Sie heirateten 1942 und bekamen vier Kinder.
Die beiden jüngeren Schwestern Ursula und Hannah wurden im Februar 1945 in das Konzentrationslager Theresienstadt deportiert. Sie überlebten und emigrierten im Jahr 1946 in die USA. Ihre geliebten Eltern Alfred und Else kamen bei den Luftangriffen auf Pforzheim am 23. Februar 1945 ums Leben. Trotz der schrecklichen Erlebnisse gelang es den vier Geschwistern, sich nach dem Krieg ein neues Leben aufzubauen. Edith Nathan lebte, wie ihre Schwestern, bis ins hohe Alter in den USA.
„Und nun nochmal zu der Sache wegen der Hildaschule [...]. Waren Sie oder jeder andere je in der Situation, daß Freunde, mit denen man aufgewachsen ist, sich von einem Tag zum anderen so wechseln und nicht mehr reden dürfen oder wollen mit dir? Dich meiden und allerlei Ausrede gebrauchen, um mit dir nicht mehr nach Hause zu gehen nach der Schule? Es ist sehr schwer, diese Gefühle zu beschreiben, man muß dies am eigenen Körper erlebt haben. Der Seelenschaden, den wir durch die Nazis erlitten haben, ist nicht mit Geld zu bezahlen und haben wir alle dadurch mehr oder weniger etwas zurück behalten, das wir nie, solange wir am Leben sind, vergessen können.“ Edith Nathans Schwester Ilse in einem Brief, 1963